Pflegetipps
Hygienemaßnahmen in der Pflege
Veröffentlicht am:23.11.2022
8 Minuten Lesedauer
Eine Maske tragen oder die Hände desinfizieren – Hygienemaßnahmen begleiten seit Beginn der Corona-Pandemie den Alltag fast aller Menschen. Für pflegebedürftige Personen ist Hygiene aber auch unabhängig von COVID-19 wichtig.
Warum ist Hygiene in der Pflege wichtig?
Hygienemaßnahmen in der Pflege hindern Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze daran, sich weiterzuverbreiten. Das ist vor allem bei pflegebedürftigen Menschen in einem höheren Lebensalter oder mit chronischen Erkrankungen wichtig. Ihr Immunsystem kann Keime nicht mehr so gut abwehren wie in jungen Jahren. Außerdem benötigen Betroffene nach einer Infektion oft länger, um sich zu erholen. Allerdings sorgt nicht nur der natürliche Alterungsprozess für eine höhere Infektanfälligkeit. Nehmen pflegebedürftige Personen bestimmte Medikamente ein, haben sie ein zusätzlich erhöhtes Risiko, durch Infektionen zu erkranken. So dämpfen Immunsuppressiva wie Kortison das Immunsystem und schwächen die Abwehrkraft des Körpers.
Hygiene ist nicht nur für pflegebedürftige Menschen wichtig, sondern auch für die Pflegenden. Da sie in engen Kontakt mit pflegebedürftigen Personen treten, ergibt sich für sie ebenfalls ein Infektionsrisiko. Übrigens spielt es keine Rolle, ob die Versorgung im Pflegeheim, Krankenhaus oder im häuslichen Umfeld erfolgt – Hygienemaßnahmen sollen pflegebedürftige Menschen und Pflegende gleichermaßen schützen.
1. Die Hände gründlich waschen
Das gründliche Händewaschen ist entscheidend, wenn Pflegende in direkten Kontakt mit der pflegebedürftigen Person treten, zum Beispiel beim Toilettengang, bei den Mahlzeiten oder bei der Körperpflege. Auch vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Anfassen von Zahnprothesen oder Medikamenten ist das Händewaschen erforderlich.
So werden die Hände richtig sauber: Hände unter fließendes Wasser halten, 20 bis 30 Sekunden lang rundum einseifen und sorgfältig abspülen – danach mit einem sauberen Tuch gut abtrocknen.
2. Bei Bedarf die Hände desinfizieren
Hat die pflegebedürftige Person eine Infektionskrankheit oder offene Wunden, ist der Einsatz eines Desinfektionsmittels sinnvoll. Pflegende können ihre Hände so gezielt von Keimen befreien, damit Betroffene nicht weiteren Krankheitserregern ausgesetzt werden. Gleichzeitig schützen sie sich damit selbst vor ansteckenden Keimen. Vorsicht: Desinfektionsmittel trocknen die Haut aus und begünstigen rissige Hände. Am besten klären Pflegende deshalb vorab mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin der pflegebedürftigen Person ab, ob und wie oft eine Händedesinfektion beim Umgang mit Betroffenen ratsam ist.
3. Die Pflegeumgebung sauber halten
In einer hygienischen Pflegeumgebung haben es Krankheitserreger schwerer, sich auszubreiten. Für die Reinigung von Böden, Möbeln, Sanitäranlagen und Gegenständen reichen normale Reiniger aus. Bei Infektionskrankheiten können Pflegende Toiletten, Fernbedienungen und weitere häufig genutzte Gegenstände zusätzlich desinfizieren.
Tipps für mehr Hygiene im Wohnumfeld
Krankheitserreger können über Lebensmittel, Gegenstände oder über Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen ausgeschieden werden, in den Körper gelangen. Um das Keimaufkommen möglichst gering zu halten, gibt es viele Möglichkeiten. Diese lassen sich mit einfachen Maßnahmen in den Pflegealltag einbringen:
Mehr Hygiene in der Küche:
- vor der Speisenzubereitung die Hände waschen
- Arbeitsflächen vor der Verarbeitung von Lebensmitteln säubern
- Brettchen, auf denen roher Fisch oder rohes Fleisch geschnitten wurde, heiß und mit Spülmittel abwaschen
- Obst und Gemüse vor der Verarbeitung gründlich mit Wasser waschen
- Tee ausschließlich mit kochendem Wasser zubereiten
- Lebensmittel vor der Verarbeitung auf Haltbarkeit checken (Geruch, Konsistenz, Aussehen, Haltbarkeitsdatum)
- Geschirr bei 60 Grad Celsius in der Spülmaschine waschen
- für Küche, Toilette und sonstige Sanitäranlagen wie die Dusche jeweils unterschiedliche Reinigungslappen verwenden und diese bei mindestens 60 Grad Celsius waschen
Mehr Hygiene in Wohnräumen und Schlafzimmer:
- mehrmals täglich die Räume lüften (Stoßlüften für einige Minuten)
- Gegenstände wie Lichtschalter, Fernbedienung und Türklinken wöchentlich mit einem befeuchteten Tuch und gewöhnlichem Haushaltsreiniger säubern
- Körperflüssigkeiten wie Nasensekret, Erbrochenes, Stuhl, Urin oder Blut umgehend beseitigen – Pflegende sollten dabei Einmalhandschuhe tragen
- Bettwäsche einmal pro Woche – bei Verschmutzung häufiger – bei 60 Grad Celsius waschen
- Müll einmal am Tag herausbringen – Taschentücher oder Inkontinenz-Produkte wie Windelslips gehören in den Restmüll
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Tipps für mehr Hygiene bei Körperpflege und Ernährung
Bei der Körperpflege spielt die Hygiene eine besondere Rolle. Pflegende kümmern sich hier um sehr empfindliche Bereiche und können mit Körpersekreten in Berührung kommen. Inwieweit pflegebedürftige Menschen Unterstützung bei der persönlichen Hygiene wie dem Zähneputzen oder Duschen benötigen, ist ganz unterschiedlich. Da mangelnde Hygiene weitreichende Folgen haben kann, haben Pflegende am besten sowohl bei der Körperpflege als auch bei den Mahlzeiten ein Auge auf hygienische Maßnahmen. Ein regelmäßiger Zahnbürstentausch ist genauso wichtig wie eine saubere Essensumgebung. Den Nachttisch beziehungsweise Esstisch wischen Pflegende am besten täglich nach dem Geschirrabräumen mit einem üblichen Haushaltsreiniger ab und tauschen das Trinkglas einmal am Tag aus.
Hygieneregeln bei der Intimpflege
Der Intimbereich ist besonders sensibel. Gerade bei Frauen kann es hier zu einer Keimverschleppung vom After in die Harnröhre kommen. Beim Toilettengang ist es deshalb wichtig, mit dem Toilettenpapier immer von vorne nach hinten abzuwischen. Um bakterielle Infektionen zu vermeiden, reinigen Pflegende zudem zunächst den Bereich um das Geschlechtsteil herum und erst im Anschluss die Analregion. Für eine gute Hygiene nutzen Pflegende bei der Intimregion einen extra Waschlappen, den sie im Anschluss bei mindestens 60 Grad Celsius waschen. Alternativ gibt es auch Einmalwaschlappen, die sofort nach der Nutzung entsorgt werden. Für zu Pflegende kann es zunächst ungewohnt sein, dass nahe Verwandte bei der Pflege Handschuhe anziehen möchten. Fühlen sich pflegende Angehörige bei der Intimpflege mit Einmalhandschuhen wohler, hilft ein einfühlsames Gespräch.
Pflegehilfsmittel-Pauschale für ein hygienisches Pflegeumfeld
Pflegebedürftige Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad haben Anspruch auf die sogenannte Pflegehilfsmittelpauschale. Sie beträgt monatlich 40 Euro und ist für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch vorgesehen. Pflegebedürftige Personen können damit beispielsweise Desinfektionsmittel für Flächen, saugende Bettschutzeinlagen, Mundschutzmasken oder Schutzkittel finanzieren und so die Hygiene im Pflegeumfeld unterstützen.
Die AOK unterstützt im Pflegefall
AOK-Pflegeberatung
Wird ein Familienmitglied pflegebedürftig, ergeben sich viele Fragen. Die AOK-Pflegeberatung hilft mit praktischen Pflegetipps und bei der Organisation von Pflegeleistungen.
Hygienemaßnahmen im Krankheitsfall
Auch bei guten Hygienemaßnahmen kann es passieren, dass zu Pflegende oder pflegende Angehörige eine Infektionskrankheit bekommen. Jetzt ist es besonders wichtig, die Hygienemaßnahmen anzupassen, um Ansteckungen zu vermeiden.
- Die pflegebedürftige Person ist krank: Je nach Infektionskrankheit sind verschiedene Hygienemaßnahmen sinnvoll. Das Tragen von Einmalhandschuhen, einem Schutzkittel und Mund-Nasen-Schutz kann ratsam sein. Auch die gründliche Händehygiene mit einem Desinfektionsmittel ist wichtig. Außerdem sollte gebrauchtes Geschirr oder verschmutzte Wäsche immer sofort bei mindestens 60 Grad gewaschen oder in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt werden. Bei einer Corona-Erkrankung ist es ebenfalls notwendig, Infektionsschutz zu betreiben. Dazu gehört: einen FFP2-Mundschutz tragen und Abstand halten – wenn möglich. Für genaue Hygieneanweisungen sollten sich Pflegende mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin austauschen.
- Die Pflegeperson ist krank: Bei Erkältungskrankheiten oder einer Durchfallerkrankung reduzieren Pflegende den engen Kontakt am besten auf nötige Pflegemaßnahmen. Besonders wichtig ist hier die Nies- und Hustetikette: in die Armbeuge husten und niesen. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes kann die dabei entstehenden Tröpfchen teilweise abfangen und dient ebenfalls zum Schutz. Wer sich regelmäßig die Hände wäscht, verhindert, dass Keime bei einer Magen-Darm-Grippe per Schmierinfektion auf Oberflächen gelangen.
Verhinderungspflege
Falls pflegende Angehörige krank sind und sich nicht mehr um die Pflege des Familienmitglieds kümmern können, springt die Verhinderungspflege ein. Dabei handelt es sich um eine spezielle Leistung der Pflegekasse.